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Die Familie des verstorbenen Gottstein-Bruders überträgt ihr Erbe


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    Markus Gottstein war die letzten Wochen seines Lebens für seine Kunden nicht mehr erreichbar. „Er hatte immer eine Ausrede“, sagt ein Mandant des verstorbenen Anwalts.

    Am 2. Juli wusste Gottstein nicht mehr weiter. Er beging Suizid.

    Hinter der Tragödie steht ein wirtschaftlicher Ruin. Der Anwalt hatte hohe Schulden.

    Mitte September schloss das zuständige Amt im Thurgau, wo Markus Gottstein zuletzt lebte, das wirtschaftliche Kapitel.

    „Die erbberechtigten Personen haben die Erbschaft ausgeschlagen, was dann zum Nachlasskonkurs führt“, sagt der Konkurs-Zuständige von Frauenfeld.

    Offene Rechnungen, nicht genügend eigene Mittel – dafür wollten die Angehörigen nicht aufkommen.

    In Zürich gingen die Lichter für eine Firma von Markus Gottstein schon zwei Monate früher aus.

    Das Bezirksgericht Zürich stellte am 20. Juli das Konkursverfahren über die HB Investment & Finanz AG “mangels Aktiven” ein – weniger als drei Wochen nach dem tragischen Ableben.

    Hinter der HB Investment steht ein Schweizer Geschäftsmann, der lange in Kanada gelebt hat. Er übernahm das Unternehmen von seinen Eltern.

    „Insgesamt verliere ich rund eine Million“, sagt er im Gespräch.

    Zu Markus Gottstein kam er mit seinem Finanzunternehmen vor Jahren, nachdem der alte Familien-Anwalt seine Zelte in Zürich abgebrochen hatte.

    Mit der Zeit tauchten Fragen auf.

    „Gottstein bezahlte oft die Rechnungen nicht, selbst kleine wie fürs Swisscom-Handy.“ Auf Nachfragen habe er stets Ausflüchte geliefert – mal hätten Vollmachten gefehlt, mal sei sonst etwas nicht richtig gelaufen.

    Wenn es ums Geld ging, dann sei fast alles über CS-Konten gelaufen, so der Betroffene.

    „Ich zahlte in der Regel auf CS-Konten ein, welche mir Markus Gottstein nannte und um die er sich kümmerte.“

    Gottstein habe auch oft auf seinen bekannten Bruder hingewiesen – wie er mit ihm unterwegs sei, was alles sie zusammen unternähmen.

    “Mal sagte er zu mir: ‘I’m working with clients of my brother.’ Bei mir entstand jedenfalls der Eindruck, dass sich Thomas und Markus nahestanden.”

    Als eine kanadische Logistik-Firma für eine Zuger Tochtergründung 100’000 Franken überwies, sei das Geld ebenfalls auf einem CS-Konto von Markus Gottstein gelandet.

    Auch da habe etwas nicht geklappt, führt der Gesprächspartner aus. “Die 100’000 gingen irgendwie verloren, worauf das Kanada-Unternehmen das Gründungskapital ein zweites Mal habe überweisen müssen.

    Markus Gottstein habe dann später 100’000 zurücktransferiert.

    Thomas Gottstein liess über seinen Sprecher ausrichten, er habe „nie geschäftliche Aktivitäten mit seinem Bruder“ betrieben.

    Die UBS als Nachfolgefirma der CS reagierte nicht auf Fragen, ob sie die CS-Transaktionen von Markus Gottstein durchleuchten würde.

    Auf dem zuständigen Zürcher Notariat seien “mehrere Anwälte” aufgekreuzt, um sich über die finanzielle Lage von Markus Gottstein ein Bild zu verschaffen, sagt der Schweizer Geschäftsmann.

    Er selber hat einen Anwalt beauftragt. Zusammen habe man entschieden, keine weiteren Schritte zu unternehmen.

    “Ich muss mich an der eigenen Nase nehmen”, sagt er. “Wieso ging ich meinen Zweifeln nicht viel früher auf den Grund?”

    Wie hoch die gesamten offenen Rechnungen des Verstorbenen sind, ist nicht bekannt. Das zuständige Betreibungsamt hat mit Verweis auf das Gesetz eine Offenlegung abgelehnt.

    Markus und Thomas Gottstein waren in der Jugend begeisterte Sportler, insbesondere Golf hatte es ihnen angetan. Beide besuchten das Freie Gymnasium Zürich, eine Privatschule.

    Thomas und ein gemeinsamer Jugendfreund machten darauf Karriere in der Credit Suisse, während Markus Gottstein bei der renommierten Anwaltskanzlei Staiger, Schwald & Partner landete.

    Nach seinem Ausscheiden machte er sich selbstständig und wechselte wiederholt das Domizil. Zuletzt mietete er ein kleines Büro in einem unscheinbaren Geschäftshaus in der Nähe des Schaffhauserplatzes.

    Sein letztes Privatdomizil liegt in einem kleinen Dorf weit weg von Zürich, im ländlichen Thurgau zwischen Winterthur und Konstanz.

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    Author: Juan Price

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